Benedetto Marcello BENEDETTO MARCELLO (1686 - 1739) ist seinen Zeitgenossen und der Nachwelt vor allem als Komponist von Kantaten und geistlicher Musik bekannt. Tatsächlich bilden diese beiden Genres den Hauptteil seines erhaltenen Schaffens, und zu Recht empfehlen noch Giuseppe Verdi oder Hector Berlioz ihren angehenden Kollegen die Werke Marcellos als Vorbild für eigene Kompositionen zu nehmen. Seine Vertonung der ersten 50 Psalmen Davids hat eine bis ins 20. Jahrhundert ununterbrochene Aufführungsgeschichte. Bei so viel Ruhm wird gerne übersehen, dass Marcello ein hervorragender Cembalist und wohl auch Organist war, der eine erkleckliche Anzahl von Werken für Clavierinstrumente hinterlassen hat. Das Cembalospiel lernte er von Francesco Gasparini (1668 - 1727), Organist und Kapellmeister am Ospedale della Pietà, jenem Waisenhaus, das man heute vor allem mit dem Namen Antonio Vivaldi verbindet. Marcellos soziale Stellung als Nobile Veneto, Edler Venedigs, erlaubte ihm - nur zum Vergnügen selbstverständlich - sich mit allerlei Spekulativem und Außergewöhnlichem auseinander zusetzten. Ein Komponist, der mit seinen Werken sein Brot verdienen musste, hätte wohl kaum Muße dazu gehabt. Auch in der Textwahl seiner Kantaten fällt eine Beschäftigung mit selten gesuchten Themen auf. Sie zeigen Marcellos tiefe Kenntnis der antiken Mythologie und der zeitgenössischen, insbesondere der französischen Dichtung. |
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So entstand eine Reihe von Werken, die man getrost als extravagant bezeichnen kann. Er komponierte ein musikalisch-optisches Labyrinth für Cembalo, dass die Notationsgrenzen der Musik auslotet. (Siehe hierzu den Band Labyrinthe, edition baroque eba4008) Zudem schrieb er eine Kantate, die ebenfalls als Laberinto bezeichnet wird, weil man in ihr die Gesangslinie kanonisch spielen kann, nur gibt Marcello weder Einsatz noch Intervall an. Die Kantate Senza gran pena, eine Cantata enarmonica, in der gleich-zeitig in es- und dis-Moll (!) notiert wird und eine Arie im 5/4 Takt steht, ist nicht ohne Grund als La Stravaganza berühmt und in 23 (!) Handschriften überliefert. Den Beinamen ''die Außerordentliche'' findet man auch in den Abschriften zur Ciaccona in C-Dur. Zwar verzichtet Marcello auf harmonische oder notationstechnische Experimente, dennoch gehört diese Ciaccona mit einem Umfang von 110 Variationen mit zu den ausladendsten Variationswerken für ein einzelnes Instrument in der Barockzeit. Das Menuett hat zwar keinen Untertitel, der auf Außergewöhnliches hinweist, aber auch hier sind es die Dimensionen, die dieses schlichte Menuett zu etwas einmaligem werden lassen. |
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