Labyrinthe Das Wort Labyrinth ist wohl der Inbegriff des Mühevollen, herrscht doch im Irrgarten das Prinzip des Umweges; beschwerlich - aber zwangsläufig. Ein breites Experimentierfeld bot sich in der Kunst, in der das Labyrinth normalerweise als Irrgarten in verschiedensten Formen auftritt, häufig als Gartenlabyrinth oder als geistiges Versenkungsspiel in den Kathedralen. Musikalisch werden vor allem Bereiche der spekulativen Musik dargestellt. Hiervon zeugen Madrigale von Luca Marenzio und anderen, die Ariadne Musica von Johann Caspar Ferdinand Fischer oder das Labyrinth de Versailles von Marin Marais. |
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Das Labyrinth im Sinne einer verwirrenden Augenspielerei finden wir in Benedetto Marcellos (1686-1739) Laberinto sopra il Clavicembalo. Das gesamte Stück ist in der benutzten Quelle (Graz24) auf einem System notiert. Im Original kommt zu der ungewöhnlichen Notation hinzu, das sämtliche Schlüssel im permanenten Wechsel verwandt werden. In der Quelle Bologna weist der Untertitel auch darauf hin: „consiste nell´esser composto ad una tratto cambiamenti di chiave, ora in basso, ora in soprano, tenore, contralto, e violino. Peraltro va eseguita con entrambe le mani.” In einer venezianischen Quelle ist das Stück zwar auf zwei Systemen notiert, allerdings gilt hier das obere für die linke Hand, das untere für die Rechte... . |
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Johann David Heinichen (1683-1729) ist der Komponist gleich mehrerer labyrinthischer Kompositionen, die allesamt in seinem Traktat Der General-Bass in der Composition veröffentlicht sind, das 1728 in Dresden erschien. Dort fragt Heinichen nach dem besten Weg der Modulation durch ein Stück und stellt sechs verschiedene Möglichkeiten im stylo gravi vor. Die erste ist hier veröffentlicht und nach Heinichens Anweisung in den Mittel=Stimmen, so wohl in der rechten als lincken Hand so vollstimmig dazu greiffen, als es ihm gefällig, welches vollstimmige Wesen allhier in Noten zu setzen, eben so überflüssig wäre, als es die Exempel nur obscur machen würde. Die siebte Möglichkeit ist im stylo figurato gehalten, da er findet, dass man nachdem man sich in dergleichen Circulationes sich in diesen harmoniosen und legalen Stylo ohne Verletzung des Gehöres practiciren lassen, so muß es nothwendig in allen andern viel freyeren Stylis desto eher angehen. Marin Marais (1656-1728) hatte für sein Labyrinth, das er versuchte in Tönen darzustellen, ein reales Vorbild: das Labyrinth im Park von Versailles. Geschmückt war er mit 39 Tierbrunnen welche die schönsten Fabeln des Äsop darstellten. Tatsächlich war es so angelegt, das mit jeder neuen Abzweigung eine neue Geschichte begann. So ist auch Marais Labyrinth ein Wunder an ständigem Wechselspiel von melodischen Erfindungen und Modulationen. Dies allein ist schon Grund genug die ursprüngliche Gambenkomposition für ein Clavierinstrument zu Bearbeiten. Johann Sebastian Bach (1685-1750) gilt zur Zeit wieder als Autor des Kleinen harmonischen Labÿrinths, wobei auch Johann David Heinichen lange als Komponist dieses Werkes gehandelt wurde. Weil dieses Werk so überaus kühne, ja extreme Modulationen aufweist, kam man trotz ungesicherter Autorschaft leicht in Versuchung es Johann Sebastian Bach zuzuschreiben. Zwar ist dieses Stück schon durch andere Ausgaben bekannt, unserer Edition wurde jedoch eine bisher scheinbar unberücksichtigte Abschrift zu Grunde gelegt. Telemanns plötzliche Eintritte in entfernte Accords machen den kleinen Anhang dieses Bandes barocker Labyrinthmusiken. |
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Bestellnummer eba4023 |
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