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Johann Schenck (1660 - nach 1712)
Johannes Schenck (1660 nach 1710) ist „[...] by far the most important Dutch composer for the viola da gamba of that time [...].“ [1] [2] Um 1700 befindet er sich zwar in guter Gesellschaft von Komponisten aus Städten wie Brügge, Brüssel oder Utrecht, die Solowerke für Viola da Gamba schreiben, doch seine Bekanntheit und Finesse erreichen sie nicht.
Johannes Schenck wird am 3. Juni 1660 in der katholischen Mozes en Aaron Kerk im Amsterdam getauft. Seine Eltern stammen aus Deutschland und siedelten vor seiner Geburt in die Handelsstadt über. So wächst er mit der holländischen Sprache und Kultur auf. Welche musikalische Ausbildung Johannes Schenck erhält, lassen die Quellen bisher leider im Dunkeln. Noch 1680 lebt Schenck in Amsterdam, als er Geertuyd Hamel van Vianen heiratet. Er ist dort als Musiker tätigt, komponiert und konzertiert, und genießt ein allgemein großes Ansehen bei den Bürgern und Kaufleuten. Viele seiner Werke erscheinen beim ortsansässigen Drucker Estienne Roger und zeigen durch Widmungen an beispielsweise den Bürgermeister Nicolaas Witsen, Johannes Schencks Verbundenheit und auch die Förderung, die ihm widerfährt. Vermutlich war es auch sein guter Ruf und seine Berühmtheit als Komponist und Musiker, die ihm 1696 die Anstellung am Hofe der Kurfürsten Johann Wilhelm II. von der Pfalz in Düsseldorf einbringen. Der Kurfürst, verheiratet mit Anna Maria Luisa von Medici, spielt selbst Gambe und so liegt die Vermutung nahe, dass er schon von Schencks Wirken in Amsterdam Kenntnis erhalten hatte. Während seiner Zeit als Gambist am Hofe in Düsseldorf wächst Schencks Korpus an Werken für Viola da Gamba zusehends. Hier arbeitet Schenck in einem Umfeld von internationaler Reputation mit Musikern wie dem Lautenisten Johann Sigismund Weiss oder dem Librettisten Steffani zusammen. Im Jahre 1711 kommt selbst Händel nach Düsseldorf, um den Kastraten Baldassari für seine Oper in London zu gewinnen. Neben Schencks Tätigkeiten als Musiker bekleidete er allerdings auch Ämter bei Hofe. „Im Diarium zur Krönung Karls VI. in Frankfurt am Main am 22. Dezember 1711 wird der ‚Herr Cammer-Rath Schenk’ im Gefolge des Kurfürsten von der Pfalz erwähnt.“[3] Danach verlieren sich weitere Quellen zu seinem Leben.
Neben Kompositionen für Gambe hat Johannes Schenck auch Vokalmusik komponiert. Besonders die Gesänge zur Oper Bacchus, Ceres en Venus, die 1687 veröffentlicht werden, sind hier hervorzuheben, weil sie seine erste erhaltene Komposition darstellen. Tyd en konst-oeffeningen, opus 2, ist Schencks erstes Instrumentalwerk. Es erscheint 1688 bei Roger und ist ein Sammlung von 15 Suiten für Viola da Gamba und Basso Continuo. Schenck widmet dieses Werk neben Nicolaas Witsen auch Jakob Boreel, einem Amsterdamer Hofoffizier, der vermutlich auch ein Förderer Schencks ist. Drei Jahre später veröffentlich er bei Roger in Amsterdam, wie auch alle folgenden Werke, Il Gardino armonico, op. 3, eine Sammlung von 12 Sonaten für zwei Violinen, Viola da Gamba und Continuo, die lange Zeit als verschollen galt. Vor einigen Jahren war es jedoch einem niederländischen Musikwissenschaftler möglich, diese Sonaten im Zelter-Archiv der Berliner Sing-Akademie wieder aufzufinden, nachdem die Archivbestände aus Kiew zurückkehrten. Es folgen in Johannes Schencks Kompositionsschaffen die Scherzi Musicali, opus 6, gedruckt 1698. Diese 101 Einzelsätze verbinden sich durch gemeinsame Tonart zu 14 Suiten, die Schenck für Viola da Gamba und Basso Continuo ad Libitum schreibt. Es ist das erste Werk, welches er nach Beginn seiner Tätigkeit am Hofe in Düsseldorf herausgibt. Die Scherzi Musicali formieren eines der zentralen Werke der solistischen Gambenliteratur in den Niederlanden. Im Jahre 1702 erscheint Le Nymphe di Rheno, opus 8. Der malerische Titel gibt nicht preis, dass Schenck hier Kompositionen in Suiten- und Sonatenform für zwei Gamben schreibt. Die beiden Stimmen sind als gleichberechtigte Solopartien komponiert. Schencks vermischter Stil, der sich durch vorausgehende Kompositionen gefestigt hat, kommt nun voll zu tragen. Widmungsträger dieser Sammlung ist sein Dienstherr Johann Wilhlem II, auch „Jan Wellem“ genannt.
Whatever the motivation, Schenk’s suggested performance by two melodic bass instruments was an innovation in the Netherlands in as much as all earlier Dutch combinations had included at least one soprano instrument. [4]
Einen ähnlich malerischen, nun französischen Titel gibt Johannes Schenck auch der Sammlung L’echo du Danube, opus 9, die um 1704 im Druck erscheint. Im Gegensatz zu opus 8, sind diese Stücke größtenteils für Sologambe geschrieben, manche mit Basso Continuo oder auch Basso Continuo ad Libitum. Widmungsträger ist der Baron von Diamantenstein, der Superintendent der Hofmusik und Kommissar der Ländereien um Neuburg an der Donau in enger Verbindung mit Jan Wellem. Schencks letztes Werk, Les fantaisies bisarres de la goutte, op. 10, gelten leider bis auf den Basso Continuo weiterhin als verschollen.
Kathrin Menzel
Die Sammlung Suonate a Violino e Violone o Cimbalo beinhaltet zwei Fantasien, sechs Sonatinen, zwei Sinfonien, sechs Capricen, eine Arie und ein Präludium.
Eine genaue Abgrenzung von Sinfonien und Sonatinen ist nicht möglich. Nach einem meistens freien ersten Satz folgt in der Regel die klassische Reihenfolge Allemande, Courante, Sarabande und Gigue (1, 2, 3, 8, 11, 15, 16). Einzelne Sätze gibt es dann noch in einer variierten Form.
Das 9. Prelude in stile francese unterscheidet sich nur durch Hinzufügung einer Rondeau und die Fantazia (1.) landet nach ein paar freien Sätzen wieder bei der klassischen Abfolge. Die Sonatina (4.) fällt aus dieser Form heraus, nach freien Allegro-Sätzen und einer Adagio-Arie, schließt sie mit einer Gigue.
Gänzlich anderer Gestalt sind fast alle Abfolgen, die mit Capricio überschrieben sind (6, 7, 10, 12, 14, 17) und die Fantazia (13. ). Die Abfolgen 6, 12, 13, 17 sind einsätzig (allerdings mit verschiedenen Tempobezeichnungen innerhalb) mit teilweise sehr virtuosem Laufwerk und Akkordbrechungen im „stilo fantastico“ mit „improvisierendem“ Charakter (dieser Stil tritt auch in manchen Eröffnungssätzen der klassischen Suiten auf). Das Capricios Nr. 10 ist dreisätzig, aber sehr frei in seiner Form, Nr 14. schließt nach einer großen Da capo Aria mit der klassischen Tanzabfolge und die abschließende Aria Nr. 18 besteht aus sechs Variationen einer Adagio Aria.
Es zeigt sich also dass die Überschriften der einzelnen Abfolgen nur bedingt etwas mit der inneren Gestalt zu tun haben und feste Gattungsbegriffe hier keine Anwendung finde können.
Schenck kann seine Herkunft von der Gambe nicht leugnen. Typisch ist hier das akkordische Auffüllen bei der Schlusskadenz, auch in tiefen Lagen. Die Suitensätze sind eher konventionell aber gut gearbeitet. Einen eigenen Personalstil entwickelt er eher in den freien Sätzen und vor allem in den Capricen. Die Stücke sind zum Teil sehr anspruchsvoll, hohe Lagen, große Sprünge und Doppelgriffe verlangen eine gute Geigentechnik.
Olaf Tetampel, im März 2010
[1] RASCH, Rudolf: Introduction. In: Johan Snep. Three Sonatas for Viola da Gamba and Basso Continuo. Hrsg. von Norbert Bartelsman. Mit einem Vorwort von Rudolf Rasch (= Exempla Musica Zelandica VI). Middelburg: Koninklijk Zeeuwsch Genootschap der Wetenschappen 2002, Seite x.
[2] Siehe auch Ausgabe edition baroque eba2136/7 Johan Snep - Zehn Sonaten.
Aus dem Vorwort: Das Vorwort zu der Sonatensammlung ist ein Loblied auf den Gambisten und Komponisten Johan Schenck. Snep rühmt den bezaubernden Strich (Betooverenden Strecken), mit dem der Große Schenk seine Viola da gamba streichelte. Er habe ihm vor ein paar Jahren andächtig zuhörend in den Ohren geklungen (in de Aandagtige Ooren Geklonken). Es habe ihn ermutigt, das seelenrührende Instrument (Zielroerend jnstrument) - wenn es durch so meisterhafte Finger gespielt (im Original gekniffen (Wanneer het dor soo Meesterlijke vingeren Werd Beneepen) ) wird - in die Hände zu nehmen.
[3] FLASSIG, Fred: Die solistische Gambenmusik in Deutschland im 18. Jahrhundert. Dissertation, Universität Augsburg 1996. Göttingen 1998, S. 47.
[4] CAUGHILL, Donald I.: A History of Instrumental Chamber Music in the Netherlands During the Early Baroque Era. Dis sertation, Indiana University 1983. Nachdruck Ann Arbor 1983, Seite 154.
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JOHANN SCHENCK
16560- nach 1712
SUONATE
A VIOLINO
E VIOLONE O CEMBALO
op. 7, 1699
für Violine
und Basso continuo
Band I.
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Einige Beispielseiten: eba2204
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Band I. : I. - VII. Bestellnummer: eba2204 Urtext
19,- € (Mail)
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JOHANN SCHENCK
16560- nach 1712
SUONATE
A VIOLINO
E VIOLONE O CEMBALO
op. 7, 1699
für Violine
und Basso continuo
Band II.
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Band II. : VIII. - XVIII. Bestellnummer: eba2205 Urtext
23,90 € (Mail)
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Einige Beispielseiten: eba2205
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Preface
Johannes Schenck (1660 after 1710) is „[...] by far the most important Dutch composer for the viola da gamba of that time [...].“ [1] [2] Around 1700 he found himself in the good company of composers from cities such as Bruges, Brussels or Utrecht, who wrote solo pieces for the viola da gamba, they, however, did not achieve his fame and finesse.
Johannes Schenck was baptised on the 3rd of June 1660 in the Catholic Mozes en Aaron Kerk in Amsterdam. His parents originally came from Germany and before his birth they had moved into the trading centre. Therefore he grew up with the Dutch language and culture. Unfortunately until now the sources have shed no light on the musical education that Schenck received. In 1680 Schenck was still living in Amsterdam, when he married Geertuyd Hamel van Vianen. He was active there as a musician, composed and played in concerts, and enjoyed a universally big standing with the burghers and merchants. Many of his works were issued by the local printer Estienne Roger and dedications to for example the Mayor Nicolaas Witsen, showed the affection and patronage given to Johannes Schenck. Presumably it was also his good reputation and fame as a composer and musician that in 1696 brought him the position at the court of the Elector Johann Wilhelm II of the Pfalz in Düsseldorf. The Elector, married to Anna Maria Luisa von Medici, himself played the Viola da Gamba and thus it seems reasonable to suppose that he had already become acquainted with Schenck’s works in Amsterdam. During his time as gambist in the court in Düsseldorf Schenck’s body of works for the viola da gamba grew considerably. Here Schenck worked surrounded by musicians of an international reputation ie the lutenist Johann Sigismund Weiss or the librettist Steffani. In 1711 Händel himself came to Düsseldorf to win over the castrato Baldassari for his operas in London.. Besides Schenck’s activity as a musician he also held posts at the court.. „In the diary of the coronation of Karl the VIth in Frankfurt am Main on the 22nd December 1711 ‚Herr Cammer-Rath Schenk’ in the retinue of the Elector of the Pfalz was mentioned.“[3] After that several sources about his life have been lost.
Besides compositions for gamba Johannes Schenck also composed vocal music. In particular we can place an emphasis on the songs for the opera Bacchus, Ceres en Venus, which was published in 1687, since they comprise his first preserved compositions. Tyd en konst-oeffeningen, opus 2, is Schenck’s first instrumental work. It appeared from Roger in 1688 and is a collection of 15 Suites for viola da gamba and basso continuo. Besides Nicolaas Witsen, Schenck dedicated this work also to Jakob Boreel, a court official in Amsterdam, who was presumably also a patron of his. Three years later Roger published in Amsterdam, as he did with all of Schenck’s following works, l Gardino armonico, op. 3, a collection of 12 Sonatas for two violins, viola da gamba and continuo, which for a long time was considered to have been lost. However, a few years ago a Dutch musicologist succeeded in locating these sonatas once again in the Zelter-Archiv of the Berliner Sing-Akademie, after the archives had returned from Kiev. In Johannes Schenck’s compositional output there followed the Scherzi Musicali, opus 6, printed in 1698. These 101 single pieces are grouped by key into 14 Suites, which Schenck describes as being for viola da gamba und basso continuo ad libitum. It is the first work which he brought out after beginning his activity at the court in Düsseldorf. The Scherzi Musicali form one of the central works of the literature for solo gamba in the Netherlands. In 1702 Le Nymphe di Rheno appeared as opus 8. The picturesque title gave no clues that here Schenck was writing compositions in suite and sonata form for two gambas. The two voices are composed as fully equal solos. Schenck’s blended style, which had become consolidated through his previous compositions, came now to fruition. The dedicatee of this collection is his employer Johann Wilhlem II, also known as “Jan Wellem“ .
Whatever the motivation, Schenk’s suggested performance by two melodic bass instruments was an innovation in the Netherlands in as much as all earlier Dutch combinations had included at least one soprano instrument.[4]
Johannes Schenck also gave a similar picturesque title, this time in French, to the collection L’echo du Danube, opus 9, which appeared in print in around 1704. In contrast to opus 8, these pieces were written mainly for solo gamba solo, many of them with basso continuo or also basso continuo ad libitum. The dedicatee is the Baron of Diamantenstein, the superintendent of court music and Kommissar of the estates around Neuburg on the Donau in close connection with Jan Wellem. Schenck’s final work, Les fantaisies bisarres de la goutte, op. 10, must unfortunately be considered as lost.
The collection Tyd en konst-oeffeningen consists of 15 Sonatas for viola da gamba and basso continuo in two part-books. Schenck calls them sonatas, but up to four of them are dance suites with the usual sequence Allemande - Courante - Sarabande - Gigue. Several of them are introduced by a Prelude (or short pieces in various tempi) and some movements are completed by a variatio.
The “Sonatas” published here are the two “most playable” ones in this collection. In the other sonatas Schenck makes demands of an extreme difficulty such as for example runs in demisemiquavers, three-part fugues (partly in the highest position) and difficult chordal ties.
Kathrin Menzel
The collection Suonate a Violino e Violone o Cimbalo contains two Fantasias, six Sonatinas, two Sinfonias, six Capricci, an Aria and a Prelude.
It is not possible to differentiate precisely between Sinfonias and Sonatinas. After a first movement that is mostly free in style the classical sequence of the suite usually follows: Allemande, Courante, Sarabande and Gigue (1, 2, 3, 8, 11, 15, 16). There are also individual pieces in a varied form.
Number 9, Prelude in stile francese, is distinguished only by the addition of a Rondo, and the Fantazia (1.) ends in classical form after a few free movements. The Sonatina (4.) departs from this form, after free Allegro movements and an Adagio-Aria it concludes with a Gigue.
Almost every set that is headed Capriccio (6, 7, 10, 12, 14, 17), as well as the Fantazia (13), is formally completely different. Numbers 6, 12, 13, 17 are in one movement (although with various tempo markings within the piece) partly with extremely virtuoso passagework and broken chords in „Stile fantastico“ with an „improvisatory“ character (this style occurs in many opening movements of the classical suite). The Capricio Nr. 10 is in three movements but very free in form; after a large-scale Da-capo Aria Nr.. 14 concludes with the classical dance sequence and the final Aria Nr. 18 consists of six variations on an Adagio - Aria.
We can see, then, that the headings of the individual movements only partially indicate their internal form and that firm concepts of genre cannot be applied here.
Schenck could not conceal his musical background with the gamba. Typical here is the filling in chords at the final cadence, also deep in the compass. The suite movements are more conventional but nevertheless well crafted. He developed more of an individual style in the free movements and above all in the Capricci. The pieces are very demanding in places. High poisitions, big jumps and double stops demand a good violin technique.
Olaf Tetampel, March 2010
[1] RASCH, Rudolf: Introduction. In: Johan Snep. Three Sonatas for Viola da Gamba and Basso Continuo. Edited by Norbert Bartelsman. With a preface by Rudolf Rasch (= Exempla Musica Zelandica VI). Middelburg: Koninklijk Zeeuwsch Genootschap der Wetenschappen 2002, Page x.
[2] See also edition baroque editions eba2136/7 Johan Snep - Zehn Sonaten.
From the preface. The preface to the Sonata collection is a panegyric to the Gambist and composer Johan Schenck. Snep extols the enchanting stroke (Betooverenden Strecken), with which the Great Schenk caressed his Viola da gamba streichelte. It had a few years previously sounded raptly in his ears as he listened in (in de Aandagtige Ooren Geklonken) It had encouraged him to take the soul-calming instrument (Zielroerend jnstrument) when played by such masterly fingers in his hands (in the original gekniffen (Wanneer het dor soo Meesterlijke vingeren Werd Beneepen) )
[3] FLASSIG, Fred: Die solistische Gambenmusik in Deutschland im 18. Jahrhundert. Dissertation, University of Augsburg 1996. Göttingen 1998, page 47.
[4] CAUGHILL, Donald I.: A History of Instrumental Chamber Music in the Netherlands During the Early Baroque Era. Dissertation, Indiana University 1983. Reprint Ann Arbor 1983, Page 154.
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