Johan Snep (1656 - 1719)

Johan (Jan, Jean) Snep wurde am 17.04.1659 in Utrecht getauft, 1684 wurde er am collegium musicum in Arnheim registriert, ab 1685 studierte er an der Universität Leiden Philosophie. 1693 wurde er Organist an der St. Lieven - Monsterkerk Zieriksee, und eröffnete 1695 dort ein Kaffee-Haus. Er starb dort 1719.
Johann Gottfried Walther schreibt in seinem Werk Musicalisches Lexicon oder Musicalische Bibliothek (Leipzig 1732): „Snep (Jean) ein Organist zu Zirkzee, der Haupt-Stadt auf der Insel Schouwen in der Provintz Seeland an der Schelde, hat nederduytse Liederen met een en tuve stemmen  en B.C. ingleichen Sonates, Allemandes Courantes, Sarabandes, Gigues, Gavottes, &c. á une Basse de Viole, & une Basse Continue gesetzet, und bey Roger zu Amsterdamm graviren lassen.“
Tatsächlich gibt es nur zwei überlieferte Sammlungen von ihm. Opus 1 ist die hier vorliegende Sonatensammlung von 1700 und opus 2 Nederduytsche Liederen met Een en Twee Stemmen en Basso Continuo bei Estienne Roger (Amsterdam 1710).


Das Vorwort zu der Sonatensammlung ist ein Loblied auf den Gambisten und Komponisten Johan Schenck.[1] Snep rühmt den bezaubernden Strich (Betooverenden Strecken), mit dem der Große Schenk  seine Viola da gamba streichelte. Er habe ihm vor ein paar Jahren andächtig zuhörend in den Ohren geklungen (in de Aandagtige Ooren Geklonken). Es habe ihn ermutigt, das seelenrührende Instrument (Zielroerend jnstrument) - wenn es durch so meisterhafte Finger gespielt[2] wird - in die Hände zu nehmen.


Grundlage dieser Ausgabe ist der Druck in der Cathedral Library Durham[3] und besteht aus zwei Stimmbüchern. Die 10 Sonaten sind sehr unterschiedlich strukturiert. Die Satzzahl schwankt von zwei bis sechs, wobei die Satzreihenfolge in nur vier Fällen annähernd der üblichen Reihenfolge der klassischen Suite (Allemande, Courante, Sarabande, Gigue) entspricht. Der erste Satz ist wie eine Art Präludium meist in mehrere Abschnitte mit unterschiedlichen Tempobezeichnungen unterteilt. Bemerkenswert sind die aus der Reihe fallenden „moderneren“ Tanzsätze wie: Variations sur un Sujets, Da capella, Marche, Baletto.

Der Schwierigkeitsgrad der Sonaten liegt im mittleren Bereich, wobei die Gambenstimme einen versierten Gambisten als Komponisten vermuten lässt, sie ist für sich betrachtet völlig stimmig und ist an den meisten Stellen instrumentengerecht geschrieben, sie liegt also „gut in der Hand“.


[1] Schenck (Schenk), Johannes (Johann, Johan, Joan), 1660 - nach 1712, berühmter niederländischer Gambist und Komponist, der am           Düsseldorfer Hof zu Ruhme kam und auch bis zu seinem Tod dort blieb.
2] im Original gekniffen (Wanneer het dor soo Meesterlijke vingeren Werd Beneepen).
[3] Durham Cathedral Library, Printed Music C91. Wir danken der Bibliothek für die Publikationserlaubnis.

Die Basslinie erweckt dagegen den Eindruck - wenn man die Solostimme nicht kennen würde - als ob Snep ein unfähiger komponierender Laie wäre. Sie ist an vielen Stellen vollkommen unverständlich und voller offensichtlicher Fehler. Die Bezifferung beschreibt zwar häufig den Zustand der Oberstimme ergibt aber im Satz keinen Sinn. Entweder war Snep nicht in der Lage, die harmonischen Strukturen zu durchschauen, oder der Bass ist durch eine fremde Hand hinzugefügt worden.

Um der an sich schönen Oberstimme aber dennoch die Chance einer Aufführung zukommen zu lassen, wurde der Bass an vielen Stellen drastisch geändert. Um nicht in den Eindruck einer „Neukomposition“ zu kommen, wurde bei Passagen, die zwar verbesserungsfähig (aber dennoch tolerabel) sind, darauf verzichtet. Ich danke Jörg Jacobi für die einfühlsame „Verbesserung“. Die originale Basslinie und Bezifferung wurde im Kleinstich mitgeteilt.

Olaf Tetampel     Bremen, im Sommer 2008

JOHAN SNEP
1656 - 1719


SONATES

Band I.
Sonaten 1-5

Viola da gamba und
Basso continuo


Band I.: Sonaten 1-5

Bestellnummer: eba2136

15,- € (Mail)

Einige Beispielseiten: eba2136
JOHAN SNEP
1656 - 1719


SONATES

Band II.
Sonaten 6-10

Viola da gamba und
Basso continuo


Band II.: Sonaten 6-10

Bestellnummer: eba2137

15,- € (Mail)

Einige Beispielseiten: eba2137

Johan (Jan, Jean) Snep was baptised in Utrecht on the 17th April 1659, in 1684 he was registered in the collegium musicum in Arnheim and from 1685 he studied philosophy at the university of Leiden. In 1693 he became organist at the St. Lieven - Monsterkerk Zieriksee where he opened a coffee house in 1695. He died there in 1719.


Johann Gottfried Walther wrote in his Musicalisches Lexicon oder Musicalische Bibliothek (Leipzig 1732): “Snep, (Jean), an organist of Zirkzee, the main town of the island of Schouwen in the province of Seeland an der Schelde, had set nederduytse Liederen met een en tuve stemmen  en B.C. ingleichen Sonates, Allemandes Courantes, Sarabandes, Gigues, Gavottes, &c. á une Basse de Viole, & une Basse Continue and had them engraved by Estienne Roger, Amsterdam.

In fact only two collections by him have come down to us. Opus 1 is the present collection of sonatas of 1700 and opus 2 is the Nederduytsche Liederen met Een en Twee Stemmen en Basso Continuo printed by Estienne Roger ( Amsterdam 1710).

The preface to the collection of sonatas is a panegyric to the gambist and composer Johann Schenck [1]. Snep praises the enchanting stroke (Betooverenden Strecken) with which the great Schenk caressed his viola da gamba. It had a few years previously sounded raptly in his ears as he listened in  (in de Aandagtige Ooren Geklonken) It had encouraged him to take the soul-calming instrument (Zielroerend jnstrument) – when played by such masterly fingers – in his hands.

The basis for this edition is the print in the library of Durham cathedral [2] which consists of two part-books. The ten sonatas are of markedly differning structure. The number of movements varies between two to six, and the order of movements in only four cases corresponds almost to the usual order of the classical Suite (Allemande, Courante, Sarabande, Gigue). The first movement, like a kind of Prelude, is in most cases divided into several sections with different Tempo indications. Noteworthy are the “modern” dance movements such as Variations on a subject, Da Capella , Marche and Baletto.

The sonatas are of medium difficulty, the Gamba part leaving us to surmise that the composer was an accomplished gamba player, it can be considered as fully coherent and in most places idiomatically written for the instrument, it also “lies well under the hand”.

On the contrary to this the bassline – if one did not know the solo part - gives the impression that Snep was an incompetent layman. In many places it is completely incomprehensible and riddled with obvious mistakes. The figuring describes frequently the position of the upper voice but results in no sense in the passage. Either Snep was not in the position of being able to look through the harmonic structures or the bass was added by another hand.

In order to make a performance of the beautiful upper voice possible the bass has been drastically amended in many places. So as not to give the impression of “a re-composition” we have abstained from amending passages which may admit improvement (but are nonetheless tolerable). I thank Jörg Jacobi for his sympathetic “improvements”.  The original bass lines and figuring are given in small print.

 Olaf Tetampel     Bremen , Summer 2008                          (Translation: John Collins)



[1] Schenck (Schenk), Johannes (Johann, Johan, Joan), 1660 - after 1712, famous Dutch gambist and composer who came to fame in the        Düsseldorf Court and remained there until his death.
[2] Durham Cathedral Library, Printed Music C91. We thank the library for permission to publish.

Johan Snep (1656 - 1719)

english translation

Johan (Jan, Jean) Snep wurde am 17.04.1659 in Utrecht getauft, 1684 wurde er am collegium musicum in Arnheim registriert, ab 1685 studierte er an der Universität Leiden Philosophie. 1693 wurde er Organist an der St. Lieven - Monsterkerk Zieriksee, und eröffnete 1695 dort ein Kaffee-Haus. Er starb dort 1719.
Johann Gottfried Walther schreibt in seinem Werk Musicalisches Lexicon oder Musicalische Bibliothek (Leipzig 1732): „Snep (Jean) ein Organist zu Zirkzee, der Haupt-Stadt auf der Insel Schouwen in der Provintz Seeland an der Schelde, hat nederduytse Liederen met een en tuve stemmen  en B.C. ingleichen Sonates, Allemandes Courantes, Sarabandes, Gigues, Gavottes, &c. á une Basse de Viole, & une Basse Continue gesetzet, und bey Roger zu Amsterdamm graviren lassen.“
Tatsächlich gibt es nur zwei überlieferte Sammlungen von ihm. Opus 1 ist die hier vorliegende Sonatensammlung von 1700 und opus 2 Nederduytsche Liederen met Een en Twee Stemmen en Basso Continuo bei Estienne Roger (Amsterdam 1710).


Das Vorwort zu der Sonatensammlung ist ein Loblied auf den Gambisten und Komponisten Johan Schenck.[1] Snep rühmt den bezaubernden Strich (Betooverenden Strecken), mit dem der Große Schenk  seine Viola da gamba streichelte. Er habe ihm vor ein paar Jahren andächtig zuhörend in den Ohren geklungen (in de Aandagtige Ooren Geklonken). Es habe ihn ermutigt, das seelenrührende Instrument (Zielroerend jnstrument) - wenn es durch so meisterhafte Finger gespielt[2] wird - in die Hände zu nehmen.


Grundlage dieser Ausgabe ist der Druck in der Cathedral Library Durham[3] und besteht aus zwei Stimmbüchern. Die 10 Sonaten sind sehr unterschiedlich strukturiert. Die Satzzahl schwankt von zwei bis sechs, wobei die Satzreihenfolge in nur vier Fällen annähernd der üblichen Reihenfolge der klassischen Suite (Allemande, Courante, Sarabande, Gigue) entspricht. Der erste Satz ist wie eine Art Präludium meist in mehrere Abschnitte mit unterschiedlichen Tempobezeichnungen unterteilt. Bemerkenswert sind die aus der Reihe fallenden „moderneren“ Tanzsätze wie: Variations sur un Sujets, Da capella, Marche, Baletto.

Der Schwierigkeitsgrad der Sonaten liegt im mittleren Bereich, wobei die Gambenstimme einen versierten Gambisten als Komponisten vermuten lässt, sie ist für sich betrachtet völlig stimmig und ist an den meisten Stellen instrumentengerecht geschrieben, sie liegt also „gut in der Hand“.


[1] Schenck (Schenk), Johannes (Johann, Johan, Joan), 1660 - nach 1712, berühmter niederländischer Gambist und Komponist, der am           Düsseldorfer Hof zu Ruhme kam und auch bis zu seinem Tod dort blieb.
2] im Original gekniffen (Wanneer het dor soo Meesterlijke vingeren Werd Beneepen).
[3] Durham Cathedral Library, Printed Music C91. Wir danken der Bibliothek für die Publikationserlaubnis.

Die Basslinie erweckt dagegen den Eindruck - wenn man die Solostimme nicht kennen würde - als ob Snep ein unfähiger komponierender Laie wäre. Sie ist an vielen Stellen vollkommen unverständlich und voller offensichtlicher Fehler. Die Bezifferung beschreibt zwar häufig den Zustand der Oberstimme ergibt aber im Satz keinen Sinn. Entweder war Snep nicht in der Lage, die harmonischen Strukturen zu durchschauen, oder der Bass ist durch eine fremde Hand hinzugefügt worden.

Um der an sich schönen Oberstimme aber dennoch die Chance einer Aufführung zukommen zu lassen, wurde der Bass an vielen Stellen drastisch geändert. Um nicht in den Eindruck einer „Neukomposition“ zu kommen, wurde bei Passagen, die zwar verbesserungsfähig (aber dennoch tolerabel) sind, darauf verzichtet. Ich danke Jörg Jacobi für die einfühlsame „Verbesserung“. Die originale Basslinie und Bezifferung wurde im Kleinstich mitgeteilt.

Olaf Tetampel     Bremen, im Sommer 2008

JOHAN SNEP
1656 - 1719


SONATES

Band I.
Sonaten 1-5

Viola da gamba und
Basso continuo


Band I.: Sonaten 1-5

Bestellnummer: eba2136

Preis 15,- € (Mail)

Einige Beispielseiten: eba2136
JOHAN SNEP
1656 - 1719


SONATES

Band II.
Sonaten 6-10

Viola da gamba und
Basso continuo


Band II.: Sonaten 6-10

Bestellnummer: eba2137

Preis 15,- € (Mail)

Einige Beispielseiten: eba2137

Johan (Jan, Jean) Snep was baptised in Utrecht on the 17th April 1659, in 1684 he was registered in the collegium musicum in Arnheim and from 1685 he studied philosophy at the university of Leiden. In 1693 he became organist at the St. Lieven - Monsterkerk Zieriksee where he opened a coffee house in 1695. He died there in 1719.


Johann Gottfried Walther wrote in his Musicalisches Lexicon oder Musicalische Bibliothek (Leipzig 1732): “Snep, (Jean), an organist of Zirkzee, the main town of the island of Schouwen in the province of Seeland an der Schelde, had set nederduytse Liederen met een en tuve stemmen  en B.C. ingleichen Sonates, Allemandes Courantes, Sarabandes, Gigues, Gavottes, &c. á une Basse de Viole, & une Basse Continue and had them engraved by Estienne Roger, Amsterdam.

In fact only two collections by him have come down to us. Opus 1 is the present collection of sonatas of 1700 and opus 2 is the Nederduytsche Liederen met Een en Twee Stemmen en Basso Continuo printed by Estienne Roger ( Amsterdam 1710).

The preface to the collection of sonatas is a panegyric to the gambist and composer Johann Schenck [1]. Snep praises the enchanting stroke (Betooverenden Strecken) with which the great Schenk caressed his viola da gamba. It had a few years previously sounded raptly in his ears as he listened in  (in de Aandagtige Ooren Geklonken) It had encouraged him to take the soul-calming instrument (Zielroerend jnstrument) – when played by such masterly fingers – in his hands.

The basis for this edition is the print in the library of Durham cathedral [2] which consists of two part-books. The ten sonatas are of markedly differning structure. The number of movements varies between two to six, and the order of movements in only four cases corresponds almost to the usual order of the classical Suite (Allemande, Courante, Sarabande, Gigue). The first movement, like a kind of Prelude, is in most cases divided into several sections with different Tempo indications. Noteworthy are the “modern” dance movements such as Variations on a subject, Da Capella , Marche and Baletto.

The sonatas are of medium difficulty, the Gamba part leaving us to surmise that the composer was an accomplished gamba player, it can be considered as fully coherent and in most places idiomatically written for the instrument, it also “lies well under the hand”.

On the contrary to this the bassline – if one did not know the solo part - gives the impression that Snep was an incompetent layman. In many places it is completely incomprehensible and riddled with obvious mistakes. The figuring describes frequently the position of the upper voice but results in no sense in the passage. Either Snep was not in the position of being able to look through the harmonic structures or the bass was added by another hand.

In order to make a performance of the beautiful upper voice possible the bass has been drastically amended in many places. So as not to give the impression of “a re-composition” we have abstained from amending passages which may admit improvement (but are nonetheless tolerable). I thank Jörg Jacobi for his sympathetic “improvements”.  The original bass lines and figuring are given in small print.

 Olaf Tetampel     Bremen , Summer 2008                          (Translation: John Collins)



[1] Schenck (Schenk), Johannes (Johann, Johan, Joan), 1660 - after 1712, famous Dutch gambist and composer who came to fame in the        Düsseldorf Court and remained there until his death.
[2] Durham Cathedral Library, Printed Music C91. We thank the library for permission to publish.