Martin y Coll (um 1660 - um 1740)
Über das Leben von Martin y Coll ist nur wenig bekannt. Er wurde ca. um 1660 geboren, wuchs im Kloster San Diego al Alcalácute de Henares (wo er bereits als Organist tätig war) auf, wurde später Franziskanermönch und wechselte zwischen 1707 und 1710 zum Kloster San Francisco el Grande al Madrid, wo er bis zu seinem Tode (ca. 1740) als erster Organist wirkte.
Er war Schüler von Andrés Lorente (1624-1703), dem Autor eines wichtigen theoretischen Traktates: El porqué de la Música.
In den Jahren 1706 bis 1709 entstand die sehr umfangreiche vierteilige Sammlung Flores de Música für Tasten-instrumente. Fast alle darin enthaltenen Kompositionen sind anonym, da y Coll bei den meisten Stücken zur Zeit ihrer Niederschrift wohl klar war, von welchem Komponisten sie waren. Die einzigen genannten Komponisten sind: Diego Xarava (1652 ca.1735), Arcangelo Corelli (1653 1713) und Denis (oder Jacques) Gaultier (1603 1672 bzw. um 1600 - ?). Einige der zugeordneten Komponisten sind: Frescobaldi, Lully, Händel, Cabanilles und Cabezón.
Die Original-Titel der vier Bücher sind:
I - Flores de Mvsica/obras y versosIde varios organista-Y1 Escriptas/por/Fray Antonio Martín Coll/Organista de San Diego de Alcalá/Ano de 1706 (M 1357)
II - Pensil deleitoso/de/svabes flores/de mvssica/Recogidas de varios/Organistas/por F. Antonio Martín/0rganista de S. Diego/de la Ciudad de Alcalá/ano 1707 /Estevan de Yusta Calvo (M 1358)
III - Hverto ameno/de/varias flores/de Musica/recogidas de muchos/organistas por/Fray Antonio Martún/ano 1708 (M 1359)
IV - Hverto ameno/de/varías flores/de mussica/Recogidas de Ua/rios Organistas/Por Fray Antonio/Martínl año 1709/de/Estevan Yusta Calvo (M 1360)
Ein später entstandener fünfter Band (Ramillete oloroso: suabes flores de música para órgano), der fast ausschließlich der Orgel zugeeignet ist, soll nur Kompositionen von y Coll selbst enthalten.
Das dem vorliegenden Stück zugrunde liegende Werk ist eine „Folia“ ( = Narrheit, Tollheit, Verrücktheit, Wahnsinn) Es ist eine 16-taktige (2 x 8 Takte) Harmoniefolge, die in immer neuen Variationen verarbeitet wird. Etliche Komponisten haben sich ihrer angenommen und es existiert eine nahezu unendliche Zahl von Werken. (Siehe dazu die sehr ausführliche Seite : „La Folia: a musical cathedral“ (zur Zeit der Drucklegung 1672 Kompositionen) www.folias.nl )
Bei der Übertragung des Stückes auf die Besetzung Viola da gamba und Cembalo wurde recht frei verfahren. Die Tonart wurde beibehalten, aber die musikalischen Bestandteile wurden frei auf die beiden Instrumente verteilt. Bei der Viola da gamba wurden zuweilen bei reinen Akkordteilen ein paar Überleitungen hinzugefügt. Die letzte Variation ist die Wiederholung der Octava, nur mit dem Bass des Originales in der Viola da gamba - Stimme. Hier habe ich sie jetzt mit repetierten Noten versehen, um eine bessere Schlusswirkung zu erzielen.
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Die Bearbeitung des Continuo ist teilweise sehr „clavieristisch“ gehalten und versucht, Elemente des Originals mit originär spanischen Klängen zu verbinden. Zum Vorbild wurde hier die Gitarrenmusik des 17. und 18. Jahrhunderts genommen, sowie - besonders gegen Ende - die Cembalosonaten Domenico Scarlattis mit ihren harschen Accaciaturen. (ital. "acciaccare" = "zerquetschen": im Unterschied zum Vorschlag ist hier ein für Tasteninstrumente spezifischer "Zusammenschlag" gemeint. Also das gleichzeitige Anschlagen von einer Haupt- und einer Nebennote, die vorschlagartig nur sehr kurz erklingt und sofort wieder losgelassen wird. Der "Vorschlagston" klingt also nicht für sich alleine, sondern gleichzeitig mit der Hauptnote, die ihn also quasi "erdrückt".)
Ich danke Jörg Jacobi für die kreative und mutige Cembalo-Begleitung.
Damit man diese Umsetzung besser verstehen kann und um sich weitere Ideen einfallen lassen zu können, ist das originale Tastenstück ebenfalls hinzugefügt.
Bei der Viola da gamba - Stimme sind im Kleinstich ein paar „Erleichterungen“ angegeben, um das Spiel flüssig genug halten zu können, denn eine „Folia“ ist im Normalfall ein sehr frisches und schnelles Stück.
Olaf Tetampel Bremen, im Sommer 2008
Bestellnummer: eba2127
Preis 9,- € € (Mail)
Zwei Beispielseiten: eba2127 (zum öffnen des Links benötigen Sie den Acrobat-Reader!)
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